Immer mehr Unternehmen erkennen die Vorteile Cloud-nativer Technologien: „Wer seine IT-Landschaften über die Cloud modernisiert, bindet Ressourcen nicht mehr in Hardware“, sagt Julian Sayer von Continum. „Wieviel und welche Public Cloud sinnvoll ist, entscheidet sich erst beim Blick auf die individuelle Anwendung“, sagt Mario-Leander Reimer von QAware. Wie EuroCloud Native den Mittelstand unterstützt.
Der schrittweise Umstieg auf Cloud-Native-Technologien setzt sich in Deutschland fort – so eines der zentralen Ergebnisse des ISG Pulse Check 2022. Zwar geben 27 Prozent der IT-Entscheider:innen an, dass sie bereits Anwendungen in Public-Cloud-Umgebungen erstellt haben und dort betreiben lassen. Aber auch die Neuauflage der von EuroCloud Native beauftragten Gemeinschaftsuntersuchung bestätigt, dass Firmen Cloud-Native-Konzepte nur selten in ihrer vollen Bandbreite nutzen. Für die Mehrheit der 200 befragten IT-Verantwortlichen aus Unternehmen ab 50 Mitarbeiter:innen in Deutschland, die Cloud- und Cloud-Native-Technologien anwenden oder den Einsatz planen, bleibt eine Politik der kleinen Schritte die Methode der Wahl.
DATEV: Cloud-Native-Infrastruktur für modulare Applikationen
Egal, ob kleiner Schritt oder großer Sprung – wie der Weg aussehen kann, zeigt beispielsweise DATEV. Um rascher auf Markt- und Kundenanforderungen zu reagieren, hat das Unternehmen seine IT-Landschaft Cloud-native aufgesetzt. „Um die gewünschte Modularisierung der Cloud-Anwendungen umsetzen zu können, braucht es die entsprechende IT-Infrastruktur“, schreibt Birgit Schnee, Redakteurin beim DATEV magazin. „Und es ist leichter, diese neu aufzubauen als das klassische Rechenzentrum entsprechend umzurüsten.“ Zwar fasst die Genossenschaft des steuerberatenden Berufsstandes klassische und Cloud-native Landschaft in einer Private-Cloud-Umgebung zusammen. „Aber in gut begründeten Einzelfällen kann auch auf eine Public-Cloud-Nutzung zurückgegriffen werden“, heißt es im Beitrag auf www.datev-magazin.de.
QAware und Continum: Cloud-Native-Dienstleister für den Mittelstand
IT-Infrastrukturen neu aufbauen und den Einzelfall immer häufiger zur Regel machen: „Wieviel und welche Public Cloud sinnvoll ist, entscheidet sich erst beim Blick auf die individuelle Anwendung“, sagt Mario-Leander Reimer, Geschäftsführer und CTO bei QAware. Und ob eigenes oder gemanagtes Rechenzentrum: „Wer seine IT-Landschaften über die Cloud modernisiert, bindet Ressourcen nicht mehr in Hardware, sondern investiert in Dienste, die direkt nutzbar sind“, sagt Julian Sayer, Vorstand bei Continum. Beide Cloud-Native-Dienstleister unterstützen den Mittelstand beim Wechsel auf die Technologie. Und beide Provider engagieren sich bei EuroCloud Native. Seit nunmehr drei Jahren versammelt die Cloud-Native-Initiative von EuroCloud Deutschland die deutsche Anbieterlandschaft unter einem Dach.
Cloud und Geschäftsgeheimnisse: Mit gewachsenen IT-Landschaften auf dem Holzweg
„Die Systemlandschaften im Mittelstand sind gewachsen“, sagt Sayer. „Die oftmals familiengeführten Unternehmen sind hoch spezialisiert, betrachten IT als Werkzeug für den Betrieb und nicht als Motor für künftige Umsätze.“ Zudem fürchten die Firmen beim Wechsel in die Cloud den Verlust geistigen Eigentums: „Zwar hat die Geschäftsführung kaum noch Bedenken bezüglich Cloud und Datenschutz, aber sie ist besorgt, dass Kern-Know-how in fremde Hände gelangt“, sagt Sayer, „wer jedoch glaubt, dass sich der eigene Serverraum besser für Firmengeheimnisse eignet, ist auf dem Holzweg.“
Egal, ob Updates, Patches oder künstlich intelligente Schutzmechanismen: „Public-Cloud-Applikationen sind immer aktuell, bieten raffinierte Abwehrsysteme und bleiben so jederzeit verfügbar“, sagt Reimer. Ob redundant ausgelegt, gespiegelt in Zwillingsrechenzentren oder verteilt über unterschiedliche Standorte: „Die Anbieter garantieren, dass Dienste sicher bereitgestellt und Daten wie Betriebsgeheimnisse geschützt bleiben“, sagt Reimer. Nicht anders Continum: „Wir verarbeiten rund 5.000 Zahlungstransaktionen pro Minute“, sagt Sayer. Seit acht Jahren betreut der Provider Kunden aus der Kreditkartenbranche mit eigens dafür zertifizierten Clouds.
Geschäftsmodelle Cloud-native atmen lassen
Worauf es bei Cloud-nativer Wertschöpfung ankommt: „Wer einfach mal Ressourcen bei einem Hyperscaler mietet und seine Altapplikation auf virtuelle Maschinen schiebt, der zieht daraus noch keine Vorteile“, sagt Reimer. Denn egal, ob Prozessoren, Speicher, Netzwerke oder Betriebssysteme: „Wer in die Cloud wechselt, muss gewachsene IT-Landschaften anpacken“, sagt Reimer, „nur so erschließen sich Kostenvorteile.“ Und nur so gewinnen Geschäftsmodelle Luft zum Atmen. „Cloud-Native-Anwendungen sind intelligent automatisierbar“, sagt Reimer, „genau das setzt Kostenhebel und Umsatzchancen für die Anwendenden frei.“
Standardisierte und offene Softwarekomponenten skalieren selbständig
„Cloud-native Applikationen werden agil entwickelt und betrieben“, sagt Sayer, „wer so arbeitet, muss umdenken.“ Programmierten Unternehmen bislang starr und linear nach dem Wasserfallprinzip, entsteht Software in der Public Cloud in iterativen Schritten. „Die Anwendungen bestehen aus lose gekoppelten Bausteinen wie etwa Microservices, die sich flexibel über Programmierschnittstellen verbinden lassen“, sagt Sayer. Auf diese Weise entstehen dynamische Geflechte, die selbstständig skalierbar sind. Welche Vorteile das bietet, zeigt beispielsweise BMW: Innerhalb des Produktionsumfelds hat QAware eine Cloud-native Softwarelösung entwickelt (das Fachmagazin Automotive IT berichtet). „Über standardisierte und offene Public-Cloud-Komponenten haben wir eine Applikation aufgebaut, die den Teilebedarf aller Werke in wenigen Sekunden berechnen kann“, sagt Reimer. Ein Prozess, der auf fest dimensionierten On-Premise-Systemen deutlich länger dauert.
Kaufmann: „Man geht gern kleine Schritte, wenn einem das Vertrauen fehlt“
Prozesse beschleunigen und Anwendungen hoch verfügbar bereitstellen: „Wer seine IT in die Cloud bringt, der spart nicht auf Anhieb Kosten“, sagt Dr. Nils Kaufmann, der EuroCloud Native initiiert hat und von Beginn an leitet. Kaufmann: „Cloud-native Invests rechnen sich langfristig.“ Was Kaufmann dem Mittelstand empfiehlt: „Cloud muss Chefsache sein!“ „Gleiches gilt für die Auswahl der Anbieter“, sagt Reimer. Nur dann, wenn das Management die Technologie vorantreibt, verankert sie das im Zentrum des Geschäfts. „Von hinten durch die Brust ins Auge gelingt das nicht“, sagt Sayer, „der Mittelstand sollte daher weniger zögerlich agieren.“ Kaufmann: „Man geht gern kleine Schritte, wenn einem das Vertrauen fehlt.“
Mittelweg mit Public Cloud: Wachstumschancen für Kunden und Anbieter
Was es für Vertrauen braucht? „Nicht immer direkt den Stack eines Hyperscalers“, sagt Reimer. Von Basisinfrastruktur über Plattformdienste bis hin zu gemanagten Datenbanken – deutsche Anbieter bringen alles mit, was kleine, mittlere und mittelständische Unternehmen für ihre IT benötigen. „Geht es aber um höherwertige Services, dann führt derzeit kein Weg an den großen Public-Cloud-Providern vorbei“, sagt Reimer. „Oft empfiehlt sich auch ein Mittelweg“, sagt Sayer. So bietet Continum eine gemanagte Kubernetes-Plattform an, deren Komponenten sich genau dort bereitstellen lassen, wo es für die Anwendenden interessant ist – egal, ob im eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud eines Hyperscalers. „Hier bieten sich die Geschäftschancen der Zukunft“, sagt Sayer, „nicht nur für die Anbieter, sondern für die Kunden.“ Beispiel DATEV: Potenziale, die sich aus Daten und digitalen Services ergeben, sollen sich über die Softwareprodukte viel besser ausschöpfen lassen, die der IT-Dienstleister den Kanzleien jetzt Cloud-native bereitstellt.