Unter dem Motto „Uniting the Nations of Cloud“ kommt die Community auf dem diesjährigen CloudFest vom 18. bis 21. März im Europa-Park Rust zusammen. Zugleich feiern die Teilnehmer das 20-jährige Bestehen des Events. 2004 wurde es das erste Mal in Köln ausgerichtet, damals noch als „WebHostingDay“ mit nur 150 Besuchern. Über die Zeit ist die Veranstaltung, die seit 2018 unter ihrem jetzigen Namen stattfindet, beständig gewachsen und zur weltgrößten Cloud-Konferenz aufgestiegen. In diesem Jahr erwarten die Organisatoren mehr als 8.000 Besucher aus aller Welt. Aus Anlass des Jubiläums haben wir mit Thomas Strohe, dem Initiator des Events, Christian Jäger, CEO des CloudFest, und unserem EuroCloud-Vorstand Dr. Nils Kaufmann über die Entwicklung des Community-Treffs ebenso wie über dessen Bedeutung für den deutschen Hosting- und Cloud-Markt gesprochen.
Das CloudFest fand erstmals 2004, noch unter dem Namen „WebHostingDay“, in relativ kleinem Rahmen statt. Über die Jahre hat es sich zur weltgrößten Cloud-Konferenz entwickelt. Welcher Impuls motivierte euch damals, ein neues Event ins Leben zu rufen, und was ist von dem Spirit bis heute geblieben?
Thomas: Der Impuls ist damals gewesen, für unsere Industrie ein unabhängiges Netzwerk-Event zu schaffen. Und der gleiche Impuls bewegt uns auch heute noch: Wir veranstalten ein Event, bei dem alle Marktteilnehmer an einen Tisch kommen und jenseits von kommerziellen Interessen darüber nachdenken und diskutieren, wie sie gemeinsam unsere Industrie weiterentwickeln können. Der „Tisch“ ist über die Jahre immer größer geworden und von Köln über das Phantasialand Brühl nach Rust in den Europa-Park umgezogen. Aber der Spirit ist auch nach all den langen Jahren der gleiche geblieben.
Christian, du kamst 2011 als Werkstudent zur Intergenia-Gruppe, der damaligen Eigentümerin des Events. Seinerzeit zog es von Brühl nach Rust um und fand dann als „WorldHostingDays“ statt. Was waren für dich seither die markantesten Veränderungen im Hosting- und Cloud-Markt?
Christian: Als ich anfing, gab es zwei Thesen. Erstens: „Shared hosting and virtual private servers are dead.“ Zweitens konnte sich keiner so recht vorstellen, dass große europäische Unternehmen in die Public Cloud ziehen würden. Beides hat sich ist so nicht bewahrheitet. Auch wenn „Shared Hosting“ nicht mehr der Begriff der Stunde ist, ähnelt das Prinzip doch dem der Cloud. Mittlerweile ist aber die Customer-Facing-Seite viel weiter nach vorn gerückt. Über die Technik darunter spricht man heute fast nicht mehr, einfach weil es den Endkunden wenig interessiert, wie viele Cores seine Instanz hat: Sie soll laufen und das schnell. Bei der Public Cloud sind wir inzwischen so weit, dass sehr viele Kunden ihre Workloads zumindest in Teilen ausgelagert haben. Interessanterweise gibt es nun die Gegenbewegung, weg von den „Silos“ der Hyperscaler, zurück zu eigenen Lösungen oder zu Partnerschaften mit IT-Experten wie den EuroCloud-Mitgliedern.
Als die ersten WebHostingDays stattfanden, warst du, Nils, noch mit deiner Smart-Repair-Gruppe als „Doktor Lack“ erfolgreich im deutschen Automobilmarkt unterwegs. Wann hast du das erste Mal an dem Event teilgenommen, und was sind deine Erinnerungen?
Nils: Nach dem Verkauf meiner Gruppe kam ich Ende 2008 in die IT und war im März 2009 das erste Mal auf den WebHostingDays im Phantasialand. Da ich im Rheinland aufgewachsen bin und die Location aus Kinder- und Jugendtagen kannte, war es strange und witzig zugleich, Männer in Anzügen mit Aktentaschen in den bunten Karussells zu sehen. Ja, damals trugen die meisten noch Krawatte und die schicken Schuhe vom Abi-Ball. Abgesehen davon, dass sich in meiner Erinnerung die meisten Angebote und Gespräche um Shared Hosting drehten, hat mich seinerzeit ein Slot nachhaltig beeindruckt. Da stand ein Typ wie ein Beach Boy aus Kalifornien auf der Bühne, braun gebrannt, in kurzen Hosen und buntem Hemd und erzählte von einem neuen Trend namens Cloud und den unendlichen Möglichkeiten. Das fand ich aus Business- und Marketingsicht megacool. Kurz danach hatte ich dazu ein intensives Gespräch mit meinem damaligen CTO. Er erklärte mir, dieses Ding mit der Cloud sei quatsch, funktioniere nicht, und im Übrigen brauche es kein Mensch…
Diese Skepsis gab es damals, wie auch Christian sagte. Tatsächlich haben sich die Hyperscaler im vergangenen Jahrzehnt zu einer dominierenden Marktmacht entwickelt. Wie hat sich der klassische Hosting-Markt unter dem Druck der Cloud-Riesen gewandelt?
Thomas: Auch durch die Hyperscaler hat sich der Markt aus meiner Sicht in den vergangenen Jahren nicht wirklich fundamental geändert. Natürlich sind die großen Cloud Provider wichtige und dominante Marktteilnehmer. Aber gleichzeitig ist der Markt über die vergangenen Jahre insgesamt sehr stark gewachsen. Und so haben sich sowohl gute Gelegenheiten für die klassischen Hoster als auch für die Hyperscaler ergeben. Dieses Miteinander von Marktteilnehmern unterschiedlichen Typs sehen wir jedes Jahr beim CloudFest.
Was hat euch dazu bewogen, das Event im Jahr 2018 in „CloudFest“ umzubenennen?
Christian: Wir hatten das Gefühl, der Name „Hosting“ sei nach außen hin nicht mehr zeitgemäß. Außerhalb unserer Bubble wurde nur noch von Cloud Computing gesprochen, wenngleich es für unsere Core Audience eher eine Technologie ist: Gehostet wird auch heute noch, und wir sprechen noch von Hostern beziehungsweise von Hosting. Zudem konnten wir durch die Änderung des Namens nach außen die Entwicklung hin zur Cloud verdeutlichen und unsere Besuchergruppe wesentlich erweitern. So sind heute IT-Vertreter von Konzernen, aber auch viele Systemhäuser fester Bestandteil unserer Community. Ich glaube nicht, dass CTOs und CIOs großer Konzerne zum CloudFest kämen, würden wir nur über Hosting sprechen.
Damit sind wir in der Gegenwart: Wofür steht das CloudFest aus deiner Sicht heute, Nils?
Nils: Das diesjährige Motto „Uniting the Nations of Cloud“ bringt es perfekt auf den Punkt. Dabei denkt man zunächst an die vielen Ethnien und Kulturen, also an die Menschen, die hier zusammenkommen. Das allein ist heutzutage ein unschätzbarer Wert. Was sich aber seit meinem ersten CloudFest beziehungsweise WebHostingDay verändert hat, ist die unfassbare Zunahme der Komplexität im Hinblick auf die technischen Themen, die Möglichkeiten und Herausforderungen des Markts. Daraus ergibt sich ein viel breiteres Publikumsspektrum, das hier zusammenkommt. Ein Zauberwort lautet „Kooperation“, heute mehr als je zuvor. Denn nur noch gemeinsam sind wir als Anbieter und Dienstleister in der Lage, unsere Kunden vollumfänglich zu bedienen. Das schafft keiner mehr allein. Das sind also die anderen Nations, die auf dem CloudFest zusammengebracht werden.
Warum nimmst du als Vorstand mit EuroCloud Deutschland an dem Event teil?
Nils: Für mich als IT-Marktteilnehmer im deutschsprachigen Raum war und ist das CloudFest das wichtigste Community-Event des Jahres. EuroCloud Deutschland ist der Verband der Cloud-Computing-Wirtschaft und setzt sich für die Akzeptanz und bedarfsgerechte Bereitstellung von Cloud-Services am deutschen Markt ein. Insofern ergibt sich naturgemäß die Attraktivität einer Teilnahme. Im Übrigen bietet uns das phantastische CloudFest-Team, wie schon bei MSP Global 2023, eine exzellente Location, zu der wir unsere Mitglieder herzlich einladen, sich im Rahmen eines ganz besonderen Meetups im Freizeitpark Rust zu treffen.